Ein Jahr danach...
Der Schmerz vergeht nicht, wir können ihn akzeptieren und lernen, damit umzugehen.
Irgendwann können wir ihn mit dem Glauben an eine höhere Kraft ertragen.
Wenn die Natur zu uns spricht, haben wir Menschen einfach nichts mehr zu sagen.
Das Ausmaß ist gigantisch und unvorstellbar.
Wir sind hilflos, ohne Plan und ausgeliefert.
In den ersten Tagen war der grausame Verlust der meisten unserer Tiere kaum zu ertragen.
Der materielle Schaden war anfangs unüberschaubar.
„Unser“ Bundeskanzler besuchte uns in einem blütenweißen Hemd mit dem Hubschrauber, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Er versprach schnelle und unkomplizierte Hilfe für die Region, doch diese scheint sich irgendwo zwischen Wien und Arriach verlaufen zu haben.
Sein Abschied war geprägt von sarkastischen Worten: „Sie sind nicht alleine, niemand bleibt auf den Kosten sitzen.“
Unsere Betriebsunterbrechungsversicherung, die wir 20 Jahre lang verlässlich bezahlt hatten, konnte uns leider nicht unterstützen, da wir nicht abgebrannt sind.
Die beschädigten Dächer, die teilweise schweren Hagelgeschossen zum Opfer fielen, konnten nur aus Kulanz minimal ersetzt werden, da sie bereits zu alt waren.
Die Zerstörung im Garten und der Infrastruktur wurde als höhere Gewalt angesehen.
20 Jahre harte Arbeit und die Verwirklichung unserer Vision, eine „Oase für Mensch und Tier“ zu schaffen, waren innerhalb einer einzigen Nacht Geschichte.
So sehr es für uns eine wahre Tragödie war, so sehr trugen uns die Menschen weiter.
Es war berührend, in dieser schweren Zeit den Zusammenhalt und die unglaubliche Anteilnahme zu erfahren.
Manchmal genügte schon wenig – eine stille Umarmung, eine leise Anwesenheit oder einfach gemeinsames Weinen.
In der ersten Woche arbeiteten die Feuerwehr Arriach und viele freiwillige Helfer aus dem Ort bis an ihre Grenzen.
Danach waren wir auf uns allein gestellt.
Unsere beiden Kinder Martin und Theresia leisteten in mentaler, logistischer und organisatorischer Hinsicht Großartiges, ja beinahe Übermenschliches.
Am Pilsachhof hatten wir immer das benötigte Material und helfende Hände, damit die Arbeiten vorangehen konnten.
So arbeiteten wir bis Anfang November sieben Tage die Woche, 12-14 Stunden pro Tag.
Im wöchentlichen Rhythmus kamen 10-20 freiwillige Helfer.
Manche von ihnen reisten sogar tausende Kilometer an, um uns am Pilsachhof zu unterstützen.
Wir durften den unglaublichen Zusammenhalt in unserer Familie erleben.
Bekannte, Freunde, Gäste und sogar bis dahin unbekannte Menschen schaufelten, bis sie nicht mehr konnten.
Andere kamen mit Traktoren oder Baggern zu Hilfe.
Eine passionierte Köchin bereitete 1.450 Kärntner Nudeln zu.
In den ersten Wochen erhielten wir täglich Essen, das auf abenteuerliche Weise mit Baggern,
Schubkarren und zu Fuß über mehrere Kilometer transportiert wurde.
Fast täglich stand jemand mit Kuchen vor unserer Haustür.
Es gab Katzenfutter und Pferdeutensilien.
Unser Pferd Picasso und Pony Felix wurden zuerst herzlich von zwei Bauernhöfen aufgenommen und ein paar Tage später gemeinsam untergebracht.
Unzählige Anrufe und E-Mails erreichten uns auch von fremden Menschen, die ihr Mitgefühl ausdrückten und mit uns fassungslos weinten.
Unzählige Menschen halfen uns auf irgendeine Weise am Pilsachhof.
Es gab zahlreiche wohlwollende Gedanken und Kommentare, die von Theresia, Martin und ihren Mitarbeitern in den ersten Monaten so gut wie möglich beantwortet wurden.
Trotz der enormen Arbeitsbelastung und der emotionalen Ausnahmesituation verspürten wir eine wundervolle Energie und Harmonie.
Wir waren und sind bis zum Himmel dankbar.
Die Menschen erklärten uns, welch ein Glücksgefühl es in ihnen auslöste, dass sie helfen konnten.
❤️❤️ Mensch, was für ein Glück für uns, dass gerade DU an unserer Seite warst ❤️❤️
Die unglaubliche Unterstützung in jeglicher Form und die unerwartet große Anteilnahme von so vielen Menschen,
quer durch ganz Europa bis nach Asien und den USA, macht uns bis heute sprachlos.
Der Pilsachhof strahlt heute wie eine Lichtsäule ins Universum, auch im Gedenken an all unsere Tiere, die nicht mehr sind.
Wir vermissen jedes einzelne der insgesamt 28 Tiere zutiefst ❤️❤️